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Bericht der Podiumsdiskussion

Wien und Münster tauschen Diözesanreform-Erfahrungen aus

Münsteraner Reformexperte Köppen berichtete bei Tagung in Heiligenkreuz über Reformprozess in seiner Heimat – Ausgangspunkt waren 650 Pfarren, am Ende sollen es nur mehr 185 sein.


Podiumsdiskussion, Foto PodiumWien, 26.02.13 (KAP) Neuerungen in europäischen Diözesen müssen bei der geplanten Struktur- und Pastoralreform in der Erzdiözese Wien zu berücksichtigt werden. Denn diese Ortskirchen haben mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen wie die von Wien, wie bei einer Tagung am Wochenende in Stift Heiligenkreuz deutlich wurde. Mit P. Hans-Bernd Köppen von der puncto Katholikenzahl (1,9 Millionen) mit Wien vergleichbaren Diözese Münster berichtete dabei ein Reformexperte über bisherige Reformerfahrungen.


Ein bereits seit längerem laufender Reformprozess in Münster sei von Bischof Felix Genn 2010 schließlich nochmals intensiviert worden, so Köppen. Es gehe darum, "die pastoralen Räume etwas systematischer zu planen".

Ausgangspunkt waren 650 Pfarren. "Das Ziel am Ende der Umstrukturierungen sind 185", führte Köppen aus, und weiter: "Wir sind im Moment bei 250."

Einer der am häufigsten vorgebrachten Einwände gegen eine Strukturreform sei jener gewesen, dass die Planung rein "priesterzentriert" sei, sagte Köppen. Kritiker hätten bemängelten, dass die Kirche nur deshalb Pfarren zusammenlege, weil sie zu wenig Priester habe.

Ein weiteres Argument gegen die Zusammenlegungen: Die Zahl der engagierten Laien würde sich reduzieren. Die kleinen Pfarren machten sich laut Köppen Sorgen, ob sie in einer Großpfarre auch entsprechend vertreten werden.

Schließlich sei es auch um Geld und Besitz sowie um die Angst vor Kirchenschließungen gegangen.

Man habe sich bemüht, bei der Diskussion auf die Pfarren einzugehen, betonte Köppen. Dennoch könne er nicht leugnen, "dass es Menschen gibt, die sich frustriert abgewendet haben". Es gebe in den größeren und bereits länger fusionierten Pfarren aber viel Zustimmung.

Wiener Diözesanreform

In der Erzdiözese Wien sollen laut Plan anstelle der bisherigen 660 Pfarren weniger, aber größere Pfarren treten, die aus einzelnen Filialgemeinden bestehen. Damit soll die Kirche ihren seelsorglichen Aufgaben wieder besser nachkommen können und ihrem missionarischen Auftrag besser gerecht werden, wie Kardinal Christoph Schönborn schon bei der Präsentation der Reformvorhaben im vergangenen September sagte. Priester und Laien würden gemeinsam Leitungsaufgaben wahrnehmen.

Eine Pfarre solle so groß sein, "dass in ihr drei bis fünf Priester aktiv ihren Dienst versehen". Einer dieser Priester wird Pfarrer mit Letztverantwortung sein. Die Filialgemeinden sollen von Laien ehrenamtlich geleitet werden, die wiederum von hauptamtlichen Mitarbeitern der Pfarre unterstützt werden.

Die Reform soll zügig umgesetzt werden. In zehn Jahren sollten mindestens 80 Prozent der neuen Pfarren gebildet sein, bekräftigte Südvikariats-Bischofsvikar Rupert Stadler bei der Tagung in Heiligenkreuz. Am Reformprozess führe kein Weg vorbei. Bis zum Sommer müssten die Dechanten und Bischofsvikariate ihre Projekte beim Bischof einreichen. Diese sollen dann innerhalb der nächsten zwei Jahre umgesetzt werden, so Stadler.

Der Bischofsvikar erklärte außerdem, dass die geplanten Seelsorgeräume im Süd-Vikariat seit 1. Jänner eine vom Bischof approbierte Rahmenordnung haben: Mehrere Pfarren vernetzen sich bei der Seelsorge, bleiben aber als selbständige Pfarre bestehen. Seit 2. Jänner gebe es drei solche neu errichteten Seelsorgeräume.

Kardinal Schönborn hatte bereits im vergangenen September festgestellt, dass bereits bestehende oder angedachte Pfarrverbände und Seelsorgeräume im diözesanen Reformprozess einen möglichen Übergang zu neuen Pfarren darstellen könnten, aber keine Dauereinrichtung seien.

Laien und Orden einbeziehen

Podiumsdiskussion, Foto PublikumStephan Lath von der Katholischen Männerbewegung (KMB) ging in seinen Ausführungen auf die Laien ein und ermunterte diese, sich massiv am Reformprozess zu beteiligen: "Wir haben als Christen die Möglichkeit mitzugestalten, wie wir unseren Glauben leben wollen."
P. Erhard Rauch, Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, wies in der Diskussion auf die Bedeutung der Orden hin, die in der Reform nicht übersehen werden dürften: "In Österreich gibt es mehr Ordenspriester als Diözesanpriester und doppelt so viele Ordensschwestern." Geistlichem Leben und geistlicher Begleitung müssten im Rahmen der Reformüberlegungen breiter Raum gewidmet werden, so Rauch.

Die Diskussion zur kirchlichen Strukturreformen im Stift Heiligenkreuz stand unter dem Motto "Masterplan oder Rasterplan?" und wurde von der AMG-Akademie, einer Initiative der KMB, veranstaltet.

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