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„Die Identität der Kirche ist die Mission"

Otto Neubauer an der AMG-Akademie über „zentrale Anliegen" der Kirche

„Das missionarische Anliegen muss für die Kirche das erste Anliegen sein. Die eigentliche Identität, das was Kirche ausmacht, das ist die Mission", sagte Otto Neubauer, der Leiter der Akademie für Dialog und Evangelisation, bei seinem Vortrag zum Thema „Wie heute auf Menschen zugehen? Mission first – Reizwort oder Programm für die Zukunft der Kirche" am 7. März 2014 im Stift Heiligenkreuz auf Einladung der AMG-Akademie (A – Aktuelles, M – Männer, G – Glaube, eine Gründung der KMB Wien Süd).

Kirche ist im „Lernprozess":  „Mission hat eine Hebelwirkung – passiert durch Anziehung"
„Das Problem, was wir (als Christen) in Europa haben ist, dass wir uns daran gewohnt haben, unter uns zu bleiben. In Räumen, wo man das Fenster nicht aufmacht, gibt es eine abgestandene Luft und das macht krank. Das Problem ist, dass wir so unter uns sind, dass man das schon als krank bezeichnen kann", konstatierte Neubauer. „Mission ist ein Reizwort. Das löst Emotionen aus", räumte er vor den zahlreichen TeilnehmerInnen – darunter zwei Priester – aus allen Teilen des Industrieviertels und der Stadt Wien ein. Und „wenn sich Kirche hinaus wagt, ist das destabilisierend". Gleichzeitig sei Mission „die Quelle der Freude der Kirche." Doch „offensichtlich ist unserem Kontinent Europa die Freude abhanden gekommen", zitierte Neubauer den belgischen Kardinal Danneels. Und er fragte, an die interessierten BesucherInnen gewandt: „Wo ist die Freude? Da geht es um die frohe Botschaft".

Die Kirche befinde sich mit der Mission in einem „Lernprozess", erläuterte der Autor des Buches „Mission possible. Das Handbuch für die neue Evangelisation". „Ja die Entdeckung der Mission hat eine Hebelwirkung. Da hebt es etwas aus für die Gemeinde. Das hat aber auch Konsequenzen für die Strukturen der Gemeinde", gab Neubauer zu bedenken. Auf vielen Pfarrmissionen hatte er jeweils die Frage gestellt: „Was würde Jesus heute machen?" und zeigte sich „beeindruckt; die Leute wissen schon was Jesus macht. Jeder hat die Sehnsucht in sich, was Jesus machen würde", registrierte er und schloss daraus: „Kirche ist nichts anderes als das fort zu führen, was Jesus gemacht hat."

„Glauben ist etwas sehr persönliches, ein intimes Thema", merkte Neubauer an. „Die Menschen haben die Sehnsucht danach, über den Glauben zu reden. Das ist so wie bei der Sexualität. Jeder Mensch hat etwas über Gott zu sagen", bekräftigte er. „Wie können wir voneinander lernen", fragte er, denn „wenn man es mitteilt, wächst der Glaube." Er ergänzte: „'Die stärkste missionarische Kraft ist absichtslos´, sagte Benedikt XVI. Und die stärkste absichtslose Kraft ist die Freude. Mission passiert durch Anziehung; Weil es mich anzieht, wie er lebt. Die Freude, die wir mit anderen teilen ist ansteckend."

„Mission und Jüngerschaftsschulung kann man nicht verordnen – Glauben ist letztlich lieben"
„Die säkulare Welt ist hoch missionarisch", machte Neubauer aufmerksam, denn auf vielen Websites seien Begriffe wie „Mission, Mission statement" zu finden. Er zog daraus folgende Konsequenzen:

  • „Mission heißt aufbrechen und das kostet etwas. Es kostet viel, mehr als sie glauben. Wer will schon unruhig gemacht werden, auf die Straße? Aufbrechen kostet etwas, ist aber zugleich eine Riesenfreude".
  • „Mission heißt heruntersteigen. Jesus wurde wie ein Sklave (vgl. Phil. 2,5-11), um den Menschen nahe zu sein. Man kann nicht vom Balkon herunter missionieren."
  • „Mission ist immer ein Weg der Begleitung, der Freundschaft; Es braucht die direkte Begegnung. Christus bietet uns seine Freundschaft an. Jesu Weg ist, viele zu Freunden zu machen."
  • „Mission heißt Gemeinschaft. Missionarisch gemeinsam hinausgehen schafft Gemeinschaft. Wir schauen uns nicht nur gegenseitig an, sondern gemeinsam hinaus."
  • „Mission braucht Zeit, ist absichtslos. Wir sind sehr Statistik orientiert. Kirche wächst wenn es Gemeinschaftsbildung gibt" (Basisgemeinden ...,  in Korea hat das Christentum 200 Jahre überlebt).

Neubauer schloss: „Wie schaffen wir das, Mission zum zentralen Anliegen zu machen? Mission und Jüngerschaftsschulung kann man in Wahrheit nicht verordnen. Glauben ist letztlich lieben, das kann ich nicht verordnen. Diese Prozesse brauchen lange." Und sein Buch ging wie warme Semmeln weg.

„Das war fantastisch. Er hat mir aus der Seele gesprochen", sagte ein KMB-Dekanatsobmann. Und ein anderer ergänzte voll Dankbarkeit: „Er hat das gesagt, was ich mir gedacht hab."

Franz Vock


Fotoserie

Erfahrungsaustausch in Gesprächsgruppen …

 

Trotz einer gleichzeitig vollen Stiftskirche und einer vollen Kreuzkirche in Heiligenkreuz (Weltgebetstag der Frauen, Jugendvigil) interessierte eine vielfältige Schar von TeilnehmerInnen Otto Neubauers Erfahrungen „Wie Heute auf Menschen zugehen?“

 

Otto Neubauer: „Mission heißt aufbrechen und … heruntersteigen …, … ist immer ein Weg der Begleitung, der Freundschaft“

 

 

Otto Neubauer im Gespräch mit Provisor P. Matthias Felber SVD, Pfarre zur Heiligen Familie in Wien 10.

Frauen tauschen ihre Erfahrungen aus …

Ein Auseinandergehen in Dankbarkeit und Freude …