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„Wo sich verändern dazugehört und gleichzeitig jeder Angst hat"

AMG- Lehrgang befasst sich mit Trauer, Abschied und Neubeginn in Pfarrgemeinden

„Wir leben in einer Zeit, wo sich zu verändern dazugehört und wo gleichzeitig jeder Angst hat vor Veränderung", sagte Bernhard Mucha bei seinem Vortrag über „Erneuerung ist auch ´Entalterung´" beim Lehrgang „Strukturreform – Wir machen mit" der AMG-Akademie (Actio Missionis Gaudio, eine KMB-Gründung, siehe www.amg-akademie.at ) am 17. Oktober 2014 im Stift Heiligenkreuz.

„Zum Neu werden gehört, sich von Altem verabschieden. Das bedeutet Trauerarbeit"
So werde beispielsweise die Aktion 72 Stunden ohne Kompromiss von den Jugendlichen heute zumeist mit dem Handy vereinbart ohne ein zentrales Büro zu nutzen. Bei der Familien Synode gab es diesmal Statements von Laien, von Bischöfen aber auch das offene Wort. Auch das Papsttum habe sich von der rein weltlichen Macht zu einer geistigen Größe entwickelt. So war Johannes Paul II. der Religionsführer, wo anderen religiösen Gemeinschaften ein Treffen mit ihm wichtig war.

„Zum Neu werden gehört dazu, sich von Altem verabschieden. Das bedeutet Trauerarbeit", betonte Mucha. An Hand des Vierphasenmodells der Trauer nach Verena Kast legte er dar, die erste Phase sei bestimmt vom Leugnen und Nicht-wahr-haben-wollen. In der zweiten Phase komme es zu intensiv aufbrechenden Emotionen. In der dritten Phase erfolge ein Suchen, Finden und Loslassen, was in der vierten Phase Akzeptanz und Neuanfang ermögliche. Ähnlich sei es beim Vierphasenmodell der Trauer nach Yorick Spiegel. Hier trete zunächst eine Schockphase ein, die von einer kontrollierten Phase abgelöst werde. Auf die Phase der Regression erfolge anschließend die Phase der Adaption.

Zum Beginn des dritten Semesters brachte Mucha die Bedeutung der Pfarren mit den Trauerphasen in Verbindung und meinte „Manche Leute werden es wie einen Verlust oder Todesfall erleben. Es wird Leute geben, die damit nicht umgehen können". So gebe es in Holland inzwischen eine Reihe von Einkaufszentren oder auch Luxusrestaurants in ehemaligen Kirchen.

„Was ist das originelle unserer Gemeinde"
Mucha lud die LehrgangsbesucherInnen ein, die Trauerarbeit-, Abschieds- und Neuanfangsmodelle in einer Gruppenarbeit mit dem Szenario durchdenken: Du erfährst aus der Zeitung, dass Deine Pfarre mit der Nachbarpfarre überraschend schnell zu einer Pfarre Neu zusammengelegt wird; Deine Pfarr-kirche wird Filialkirche. Was bewegt, kränkt, ärgert? Welche Chancen ergibt diese neue Situation?

Die Teilnehmer erarbeiteten dazu, in einer ersten Phase werde es einen Ärger über die Infopolitik geben mit der Angst, dass sich Menschen verabschieden. In der Phase der Resignation - „Ich kann eh nichts machen" - werde die Befürchtung eintreten, Gläubige kommen abhanden, ein Abwarten erfolge oder auch Aktivitäten dagegen könnten stattfinden. In der Phase der beginnenden passiven Akzeptanz komme es zu einer Aufarbeitung der Situation; Man finde sich zurecht, suche Gleichgesinnte und Chancen. In der anschließenden Phase des Neuanfangs werde es um das wer, was, wann, wo, wie gehen, was dann in eine Phase des Feierns münde.

„In jeder Gemeinde müssen Räume da sein, wo Platz ist, wo Aktivitäten von christlichen Laien stattfinden können", legte Mucha dar. Er ermutigte die Teilnehmer, viele Aufgaben in der Kirche können von Laien wahrgenommen werden. Während die Kirchenleitung auf das Ganze zu schauen habe, das Geld vorrangig in das Personal oder die Kulturgüter gehe und erkenne, auch die Orden haben eine entsprechende Bedeutung, habe die Basis die Fragen und Nöte der Menschen im Sinn.

Mucha fragte: „Sind wir mit unseren Traditionen noch am Puls der Zeit, z.B. beim Erntedank? Wie werden wir heutiger? Wie kommen wir aus unseren agrarischen Traditionen heraus? Wie wird das, was uns ein Anliegen ist, ins Wort gebracht". In einem Tiroler Tal gebe es ein Saisondankfest im Mai.
Es brauche aber auch eine Dankbarkeit für das was in den Jahren war und eine Zusammenführung.
In Deutschland gebe es Kirchen der 60er und 70er Jahre, die schon geschliffen werden. Auch RItuale des Neuanfangs werden gefragt sein. Wahrscheinlich werde es Anfangs viele Feste geben. Und es stelle sich die Frage: „Was ist das originelle unserer Gemeinde", schloss Mucha. Franz Vock


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Bernhard Mucha: "Zum Neu werden gehört dazu, sich von Altem verabschieden. Das bedeutet Trauerarbeit."

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