Home ::  Site Map  ::  Kontakt

Gemeinden – „Eine Kehrtwende von innen nach außen vollziehen"

Kommunikationswissenschaftler Krummel plädiert für eine Pastoral im Industrieviertel „an vielen Orten"

„Gemeinden müssen eine Kehrtwende von innen nach außen vollziehen. An die Stelle einer Binnenorientierung tritt eine Orientierung hin zu den heutigen Menschen in ihren Lebenssituationen, -fragen und -bedürfnissen", sagte der Kommunikationswissenschaftler, Vikariatssekretär Stefan Krummel bei seinem Vortrag über „Pastoral im Industrieviertel" beim Lehrgang „Strukturreform – Wir machen mit" der AMG-Akademie (Actio Missionis Gaudio, eine KMB-Gründung, siehe www.amg-akademie.at ) am 23. Jänner 2015 im Stift Heiligenkreuz vor VertreterInnen aus den verschiedenen Regionen des Industrieviertels.

„Gemeinden brauchen ein neues Selbstverständnis, eine Logik des Miteinanders"
„Gemeinden brauchen ein neues Selbstverständnis", bekräftigte Krummel. „Sie müssen sich von dem Selbstbild verabschieden, der pastorale Ort der Kirche zu sein, an dem die einzig legitime Form öffentlichen Christseins gelebt werden kann". Damit stehen sie „vor der Aufgabe, ihr institutionelles Anliegen – dauerhafte Teilnehmende und MitarbeiterInnen zu gewinnen – zurückzustellen zugunsten offener Angebote, in denen Menschen mit Glaube und Spiritualität in Kontakt kommen können", so Krummel.

„Wir stehen an einer dramatischen Zeitenwende. Die vergangenen Zustände kommen nicht wieder", betonte Krummel. Wir tun gut, „die Veränderung als eine Chance zu sehen". Die Strukturfragen seien nicht das Erste, würden sich aber „in dem Maß lösen, indem wir gemeinsam auf dem Weg der Heiligkeit wachsen". Noch immer würden sich viele Menschen eindeutig zur Kirche bekennen, „wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Der Weg zum Glauben erfolgt langsamer, aber dafür bewusster und heute in einer Kultur der Freiheit", so Krummel. Daher brauche es eine „positive Erfahrung von Kirche und Gemeinschaft, eine pastorale Vision", die nur eine „katechumenale Vision" sein könne, „Wegcharakter" habe, „´Stufen´ auf einem je persönlichen und gemeinschaftlichen Glaubensweg" einschließe, da es „um ein Hineinwachsen in eine tiefe Beziehung zu Jesus" gehe, so der Vikariatssekretär.

Wir brauchen „einen mutigen Aufbruch in die pastorale Zukunft, eine Pastoral des Zugehens auf und ein Hinausgehen zu den Menschen", denn „Christ sein heißt heute auch öffentlich sein", so Krummel. Kirche sei „kein Selbstzweck", sondern müsse „offen und erreichbar für die Menschen in allen ihren zentralen Lebens- und Krisensituationen" sein. Das erfordere „keine Logik der Zahlen, sondern eine des Teilens und des Miteinanders, einen Wandel im Berufsbild von Priestern, Diakonen und hauptamtlichen Laien" und „einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen", so Krummel.

„Vom ´Gemeindefreak´ zur Kirche an vielen Orten"
Um das zu erreichen brauche es einen Dreischritt von „Halt, Haltung und entsprechendem Verhalten", legte Krummel dar. Statt besitzen, vereinheitlichen, Milieuverengung und mehr vom Selben sei „suchen, differenzieren, Grenzüberschreitung und weniger, aber besser" gefragt. Das erfordere ein „sich auf den Weg machen, sich vernetzen und verweisen, vieles zulassen und genau hinsehen", damit es „Kirche am Ort und Kirche an vielen Orten" gebe, so der Kommunikationswissenschaftler.

„Eine individualisierte Gesellschaft braucht ein möglichst individuelles Eingehen auf den Einzelnen" und „eine pluralistische Gesellschaft erfordert eine Pluralität in der Verkündigung", so Krummel. Daher sei es „wichtig und erforderlich, über neue Orte, Gelegenheiten und Ankündigungspunkte nachzudenken und zu entdecken". Das Evangelium sei „keine Sitzordnung sondern Wegweisung"; Und auf diesem „langen Weg vom ´Gemeindefreak´ zu einem neuen pastoralen und missionarischen Selbstverständnis" könne die Sinus-Milieu-Studie „die Augen öffnen", erläuterte Krummel.

„Der zentrale Auftrag Jesu Christi an seine Jünger war und ist es, das Evangelium zu verkünden". Dazu brauche es eine „ganzheitliche Katechese und Weiterbildung, einen Glauben der gelebt, gebetet, gefeiert und durchdacht wird", so Krummel. Das erfordere ein „bei uns selber anfangen; Die Not der Welt schreit zum Himmel und beginnt immer tief im Menschen selbst, ein glaubwürdiges Zeugnis als Einzelner und als Gemeinschaft", sagte Krummel. Und er schloss: „Die heutige Zeit ist für die Verkündigung des Evangeliums nicht weniger günstig als früher". Franz Vock


Fotoserie

Diakon Stefan Krummel zu den TeilnehmerInnen: „Der Weg zum Glauben erfolgt langsamer, aber dafür bewusster und heute in einer Kultur der Freiheit"

Der Kommunikationswissenschaftler Stefan Krummel: „Die Strukturfragen werden sich in dem Maß lösen, indem wir gemeinsam auf dem Weg der Heiligkeit wachsen".

„Es braucht eine positive Erfahrung von Kirche und Gemeinschaft, eine pastorale Vision", sagt Vikariatssekretär Krummel

Die Teilnehmer im persönlichen Gespräch ...

... und im Erfahrungsaustausch in den Arbeitsgruppen ...