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Von der benediktinischen Arbeitsmoral lernen
Sr. Nathanaela Gmoser OSB:Ora – labora – lege

gibt Rahmen und fünf Ideen


Ein Blick in die Teilnehmerrunde

„Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden" (RB 43,3). Auf diese zentrale Bedeutung des Gebetes in der benediktinischen Arbeitsmoral und für unsere moderne Arbeitswelt wies Sr. Nathanaela Gmoser OSB von der Ewigen Anbetung bei der Veranstaltung der AMG-Akademie am 23. Oktober 2015 im Stift Heiligenkreuz hin, die unter dem Thema „Im Schweiße deines Angesichts" (Gen 3,19) stand.

Ora – labora – lege oder zur Würde des Menschen und Lebenssinn
Sich ca. alle 3 Stunden in einer überschaubare Zeit und Regelmäßigkeit „vor das Angesicht Gottes zu stellen" habe auch einen „psychologischen Effekt", denn dabei gehe es „um Sinngebung", erinnerte Gmoser die TeilnehmerInnen. Die Mönche sollten aber auch „wie unsere Väter und die Apostel von ihrer Hände Arbeit leben" (RB 48,8), so Gmoser zur Bedeutung der Arbeit. Dazu sei der Bau so anzulegen, dass sich „alles Notwendige innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten des Handwerks dort ausgeübt werden können". Ebenso seien in den Arbeitsprozess alle – auch die Kranken und „empfindlichen Brüder" aus den reichen, höheren Schichten – miteinzubinden, da sich die „Würde des Menschen auch darin zeigt, seine Talente für die Gemeinschaft einbringen zu können", sagte Gmoser.

Zum ora/bete und labore/arbeite gehöre für Benedikt aber auch das lege, das frei sein für die „göttliche Lesung", denn „wer die Heilige Schrift nicht kennt, der kennt weder Gottes Kraft noch seine Weisheit", legte Gmoser dar. Zudem sei der Mensch „ein Wesen, das nach Ordnung" strebe, wofür er das Bild vom „Gewebe" brauchte, und eine gewisse Balance suche, um den Lebenssinn verwirklichen zu können, so die Benediktinerin.

Diesen Rahmen ergänzte Benedikt mit fünf weiteren Punkten/Ideen:
1. Wachsamkeit vor der Selbstdefinition über die Arbeit (RB 57,1-3)
Etwas zu können, gut ausgebildet zu sein, sei wichtig, doch solle diese Gabe „in aller Demut" ausgeübt werden und nicht zur Selbstdarstellung dienen, denn der Mensch sei „immer mehr als seine Arbeit", erläuterte Gmoser.
2. Wachsamkeit vor Profitgier
So dürfe sich bei der Festlegung der Preise nicht das Übel der Habgier einschleichen. Vielmehr empfahl Benedikt, solle man sogar immer etwas billiger als außerhalb des Klosters verkaufen, damit es für andere ohne z.B. unüberwindliche finanziell Grenzen leistbar bleibe und „in allem Gott verherrlicht werde" (vgl. RB 57,7-9).
3. Einsatz aller ist gefordert, gewollt, gebraucht – je nach Maß und jeweiligen Kräften
Die Würde des Menschen liege darin begründet, seine entsprechenden Fähigkeiten zum Wohl der Gemeinde einbringen zu können. Dabei solle man weder müßig noch überfordert sein (vgl. RB 48, 24+25).
4. Gebetsauftrag
Benedikt legt den Menschen nahe, in ihrer jeweiligen Situation die Gebetszeiten zu halten „so gut sie können", wozu er die Verantwortung total an den Einzelnen zurückgibt, denn das Ziel sei dabei, die Beziehung zu „Gott aufrecht zu halten und wachsen zu lassen", so Gmoser.
5. Wertschätzung vor der Arbeitsleistung der anderen
Man solle sehen, welche Mühe es den anderen kostet, etwas herzustellen und daher – wenn etwas zerbricht oder verloren gehe – den Fehler selbst bekanntmachen, auch weil die Arbeitsleistung des anderen dahinter stehe, schloss Gmoser.

In den anschließenden Gesprächsgruppen brachten die BesucherInnen das Gehörte mit ihrer jeweiligen Arbeits- und Lebenswelt in Beziehung. Dabei wurden Werte wie Verantwortung und Vertrauen, Lob und Tadel oder Eitelkeit und Demut angesprochen. Das Zeit nehmen für das Gebet bringt Befreiung; Dem lege/lesen werde zu wenig Platz eingeräumt, oder von der Wegwerf-Gesellschaft zu einer kommen, die das Produkt schätzt, war zu hören. Während heute bezahlte Arbeit Wertschätzung erhält, stehe unbezahlte Arbeit als Looser da, wurde angemerkt. Andere Themen waren das Arbeitslose Grundeinkommen oder die Gemeinwohlwirtschaft und –bilanz. Die Arbeit und die dafür notwendige Zeit und Ordnung müsse in einer guten Relation zueinander stehen. Zudem brauche es aber auch einen Ausgleich, fassten andere zusammen.
Text und Fotos von Dr. Franz Vock

vlnr Referentin Sr. Nathanaela Gmoser OSB und Pfr Dr. Bernhard Mucha

 

 

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