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Goldene Regel als christlicher Wertekatalog in der Wirtschaft
Das Engagement für die Gesellschaft erfordere ein „Frieden stiften, wo die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut" werde, sagte Bankdirektor Günter Bergauer bei der AMG-Akademie:

„Die Goldene Regel 'Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg auch keinem andern zu!' enthält klare Wertevorgaben für das Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen" und sei in allen großen Weltreligionen zu finden, sagte Direktor Günter Bergauer vom Bankhaus Schelhammer und Schattera bei seinem Vortrag über „Christlicher Wertekatalog in der Wirtschaft. Gibt es den?" vor Vertretern aus Arbeit und Wirtschaft des Industrieviertels an der AMG-Akademie am 24. März 2017 im Stift Heiligenkreuz.

Sustainable Development Goals
Die Frage nach einem christlichen Wertekatalog sei zwar „kein neues Thema", werde aber im Bereich der Wirtschaft „seltener, in der ist Finanzwirtschaft schon gar nicht gestellt. Wahrscheinlich fehlt uns das Bewusstsein, dass wir mit Wertekatalogen umgehen", sagte Bergauer und verwies darauf, sie gab es „schon vor unserer Zeitrechnung", wie das Beispiele des Codex Hammurabi 1800 vor Christus zeige. Heute würden aber viele von uns bewusst nach Werten spüren oder fragen, so Bergauer.

Der Wirtschaftstreibende wisse, das er mit „Soft Skills" oder „Hard Facts" über Werte verfüge und seinen RUF, Ansehen bei den Kunden, Mitarbeitern, Lieferanten verlieren könne. Durch die Katholische Soziallehre seien uns „Menschlichkeit, Wirtschaftsgerechtigkeit und Gesellschaftsgerechtigkeit als Verhaltensanleitungen übermittelt" worden, was die Wahrung der Menschenwürde und ein „fair miteinander umgehen" erfordere, da ein Unternehmen „auch Aufgaben im Sinne eines Gemeinwohls" zu erfüllen habe, sagte Bergauer.

Mit den „Sustainalbe Development Goals" SDG 17 hätten die Umweltverantwortlichen der UN Staaten in Paris 2015 „Grundlagen geschaffen, die auf sozialen, ökologischen und kulturellen Kriterien aufgebaut wurde", so Bergauer. Ein Unternehmer müsse aber „Missionen haben um Visionen entwickeln zu können", denn „ohne Credo hätte die Wirtschaft gar keine Basis". Eine Bauernpredigt besage, „wer gut mähen will, muss sich die Zeit zum Dengeln nehmen", unterstrich Bergauer, der Ethik als „integrativen Bestandteil der Wirtschaft" sieht.
Daher sei sowohl eine „Ethik des Eigentums" als auch Verantwortung als „Voraussetzung für Freiheit" gefragt, so Bergauer. Schon der Soziologe Gerhard Bosch habe zur Ressource Mitarbeiter gesagt: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne zahle". Daher sei „ohne die Bereitschaft einzelner mehr Ungewissheit auf sich zu nehmen und Innovationen voranzutreiben, der Bestand einer Gesellschaft schwer vorstellbar". Gelichzeitig müsse Nachhaltigkeit ein „Handlungsprinzip zur ökonomischen, sozialen und ökologischen Ressourcennutzung" sein, betonte Bergauer.

Eine Kultur des Herzens, 10 Gebote und Tugenden
Beim ersten der 10 Gebote behandeln wir „die Frage, ob wir nicht Werte, Konsumgüter etc. Statussymbole, Marken bereits anstelle Gottes gesetzt haben", gab Bergauer zu bedenken. Wenn uns in den Seligpreisungen (Mt 5,3-9) „christliches Leben vorgestellt" werde, stehe selig „für Glück" und „Werte haben nicht nur mit Gut und Böse zu tun, sondern auch mit der Erreichung von Zufriedenheit, mit Allgemeinwohl", was „Lob und Anerkennung, Phasen der Arbeit und der Ruhe" mit einschließe. Daher sei eine „Kultur des Herzens, Herzensbildung" ebenso gefragt wie Redlichkeit und Ehrbarkeit. Die „Fähigkeit zur Zusammenarbeit, Kooperation, Engagement für die Gesellschaft" erfordere aber auch ein „Frieden stiften, (wo) die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut" werde (Jak 3,18), so Bergauer.

Der Wertekatalog umfasse daher Tugenden wie „Glaube, Liebe und Hoffnung, Gerechtigkeit (iustitia), Mäßigung (temperantia),Tapferkeit und Hochsinn (fortitudo, magnitudo animi bzw. virtus) und Weisheit oder Klugheit (sapientia bzw. prudentia)". So gebe es „ohne Glaube/Credo kein Handeln, indem Vertrauen und Verantwortung gelebt wird, hier sind wir bei Adam Smith", so Bergauer. Die Konsum-Ethik versuche „Bewusstsein für soziale und ökologische Standards zu entwickeln". Es zähle aber auch „Regionalität, ein solidarisches Wirtschaften, Sparsamkeit bei Ressourcen, Wasser, Strom, Wärme". Die Unternehmens-Ethik wiederum berichte „neben der Bilanz über soziale und ökologische Themen und Tätigkeiten", so Bergauer.

„Die Bereitschaft sich neben dem Geschäft derlei Fragen zu widmen ist die Veränderung und der Wertekatalog, den sich ein christliches Unternehmen konkret geben kann. Ich bin mir sicher, dass die Befassung mit einigen dieser Themen ein Unternehmen, wie groß oder klein es auch sein mag, wesentlich verändern wird. Die Toleranz miteinander, das Verständnis untereinander und auch die Umgangsformen werden grundlegend anders", schloss Bergauer, der in der anschließenden Diskussion lange Rede und Antwort stand.
Franz Vock