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Nachlese zum Vortrag: "INDUSTRIALISIERUNG 4.0 - GEHT UNS JETZT DIE ARBEIT AUS?"


Tempora mutantur, nos et mutamur in illis - Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen. Diesen Hexameter zitierte M. Außerer bei der Begrüßung zur Veranstaltung „Industrialisierung 4.0 -. Geht uns jetzt die Arbeit aus":

Die aktuelle Zeit ist eine gewaltig sich verändernde Zeit – und das macht etwas mit jedem Menschen.

Prof. Aiginger versuchte mit seinem wissenschaftlichen Querdenken zu ermutigen, an Europa als Macht, die sich führend für die Zukunft einer human-wirtschaftlichen Entwicklung einsetzen kann, zu glauben. Wir brauchen uns nicht von Amerika oder Asien in die Enge treiben lassen. Dabei spielen Breitbandausbau und Bildung eine wesentliche Rolle.

Herausforderungen stellen die Digitalisierung, die Globalisierung und die Urbanisierung.

Die Diskussion förderte eine deutliche Einigkeit in der Analyse zu Tage: Die Entwicklungen unserer Zeit stellen die Gesellschaft vor neue Herausforderungen, die z.T. Noch gar nicht abzusehen sind. (Wittmann) Eine verstärkte intellektuelle Bildung (zu IQ) und die vertiefende Herzensbildung (zu EQ) sind gefordert.

Das bedarf auch eines neuen arbeits- und arbeiterfreundlichen Steuersystems (Kogler) – und einer erneuerten Aufmerksamkeit auf das Handwerk (Mandl), das eine Stärke Österreichs bis heute ausmacht.

Eine Gefahr stellt „die gefühlte Abstiegsgesellschaft" dar, die aber so nicht wirklich existiert. Ein Blick auf mehr sozialen Zusammenhalt und soziale Inklusion, der dem europäischen Denken zu eigen ist, kann eine große Hilfe sein. Man mag über die Amis denken, wie man will, aber „the pursuit of happiness" gehört in die Präambel ihrer Unabhängigkeitserklärung: Die Strebemöglichkeit nach Glück ist das Recht jedes Weltbürgers und natürlich jedes Europäers, (Aiginger)

Eine besondere Herausforderung ist die Fähigkeit „Brückenbauer" (Pontifex: Einer der Titel des Petrusamtes, BM) zu werden. (Mandl)

Eine starke Veranstaltung, die deutlich macht: Christen sind auch mitten in aktuellen Diskussionen am Ball. (frei nach Tripp)

Kurzstatement der eingeladenen Diskutanten:

Abg. z. NR Dr. Peter Wittmann (SPÖ): Die im Thema der Veranstaltung gestellte Frage, ob uns aufgrund der Industrie 4.0. die Arbeit ausgehen werde, antwortet er mit einem entschiedenen Nein. Noch jede technische Entwicklung seit dem 18. Jahrhundert führte zu mehr und nicht zu weniger Arbeit. Die gesamte Palette der Herausforderungen sei noch nicht absehbar, allen voran aber (arbeits-)rechtlicher Natur. Wie könne ein Arbeitnehmer geschützt werden, der seinen Arbeitsauftrag über bzw. von einer internationalen Internet-Plattform erhalten hat. Strukturell müßte der Breitbandausbau in die Fläche vorangetrieben werden, damit das Land nicht noch mehr ins Hintertreffen gelangt. Informatik sollte bereits in der Volksschule unterrichtet werden.

Abg. z. LT Mag. Lukas Mandl (ÖVP): Stimmt den Ausführungen von Dr. Wittmann weitestgehend zu. Er betont, daß uns die Arbeit mit Sicherheit nicht ausgehen werde. Zudem treffe der Strukturwandel insbesondere jene, die häufige körperlich fordernde Jobs innehaben, die eher schlecht bezahlt sind. Das Handwerk sei seit Jahrhunderten ein wichtiges Rückgrat der Wirtschaft.

Abg. z. NR Mag. Werner Kogler (Grüne): Erachtet die Vererbung des Bildungsstandes als sehr negativ. Die großen Entwicklungen der Gegenwart sind die Globalisierung, die Urbanisierung und die Digitalisierung. Die Passivität der Politiker in Steuerfragen, insbesondere in Bezug auf die Ökologisierung des Steuersystems, kritisiert er scharf und schlägt zudem vor, die Erbschaftssteuer wieder einzuführen und im Gegenzug die Abgabenbelastung auf den Faktor Arbeit zu reduzieren.

Weiters wirbt er darum, die Sorgen der Abgehängten Ernst zu nehmen, um dadurch den Populismus zu bekämpfen. Auf eine Frage aus dem Publikum hin begrüßte er es, daß die - in den Schulen deutlich auszubauende - Digitale Intelligenz jedenfalls um die Soziale & Emotionale Intelligenz - Empathiefähigkeit - erweitert werden muß.

Prof. Aiginger - Fragerunde: Erwähnt ebenfalls, daß vor allem der untere Teil des Mittelstandes unter Druck gerät. Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wäre unter den derzeitigen strukturellen Bedingungen eine höhere wirtschaftliche Dynamik (> 2%). Um dies zu ändern, müßten die im Vortrag genannten Strukturveränderungen umgesetzt werden. Darüber hinaus ist es zweckmäßig, der EU in Wirtschaftsfragen mehr Kompetenzen zu übertragen.

Hw. Tripp - Schlußwort: Auf die Frage, was die Kirche in die Diskussion über den (wirtschaftlichen) Strukturwandel einbringen könne, ermunterte er die Katholische Kirche, die anderen christlichen Konfessionen und die weiteren anerkannten Religionsgemeinschaften dazu, mutig an der konstruktiven Mitgestaltung mitzuwirken. Mit Bezug auf das Diktum von Böckenförde, wonach der Staat die Bedingungen seiner Existenz nicht selbst hervorbringen könne, sieht er die Beiträge der Religionen als wichtige Quelle für die Fundierung des Staates. Die Katholische Soziallehre mit ihren drei Leitprinzipien - Personalität, Subsidiarität, Solidarität - ist ein wichtiges Angebot in diesen Debatten. Er ruft die Christen auf, sich in die politischen Diskussionen einzubringen und verweist auf das Wort von Papst Franziskus, wonach die Christen Brücken und nicht Mauern bauen sollen.

mehr dazu mit Bildern unter www.arenum.at